Irrläufer Königlich Preußische Post - Kommunale Botendienste
Es war in der ersten Hälfte des 19. Jh. gängige Praxis, dass die Königliche Preuß. Post die Postbeförderung auf den Hauptstrecken übernahm. Dann übergab man Briefe für “das Platte Land” den Kommunalen Botendiensten, da die Post noch über eine funktionierende Landzustellung verfügte.
Dass es bei dieser “Arbeitsteilung” auch zu Pannen führen konnte, zeigt der nachfolgende Brief, der durch Kommunale Boten eigentlich nur von Hennef nach Warth befördert werden sollte, aber aus unerfindlichen Gründen der Königl. Preuß. Post zur Beförderung übergeben wurde.
1840: 21. Mai
Brief des bekannten Kreisarztes Dr. Lohmann in Hennef
an den Bürgermeister Struck in der Warth.
Normalerweise ein einfacher Fall für die Kommunalboten, aber: der Brief wurde
aus unverständlichen Gründen der Königl. Preuß. Post zur Beförderung übergeben.
Ortsstempel: “HENNEF 21/5”
Damit begann für den Brief eine Odyssee, die ihn über Berlin nach 23 Tagen zurück zum Absender führte. Beschreibung nächste Seite
Quelle: 1)
Rückseite (verkleinert) des Briefes vom 21. Mai 1840 von Hennef nach Warth
Der Dienstbrief von Hennef nach Warth war ein klarer Fall für die Kommunalboten.
Aber: er wurde dem Postamt Hennef zur Beförderung übergeben. Der Königl. Preuß. Postbote verlangte “ ½ Sgr”. Porto für den unfrankierten Brief. Der Empfänger, Bürgermeister Strunck, verweigerte die Annahme. Er schreibt eigenhändig auf die Briefrückseite: “Die Annahme des Briefes wird wegen der Portopflichtigkeit verweigert. Warth 22. Mai” Für “Retour” kamen nochmals “1/2 Sgr” hinzu. Beide Taxen in Rötel unter dem Poststempel.
Da der Brief ohne Absender war, wurde er zur amtlichen Öffnung
an die dafür zuständige Stelle nach Berlin geschickt und geöffnet.
Eingangstempel: “BERLIN 11.6.” und Distributionsstempel “23/N 5 1”
In Berlin vermerkte man in Rot den Absender des Briefes
“Abs.: Dr. Lohmann, Hennef” und versiegelte den Brief vorschriftsmäßig.
Am 13, Juni 1840 - 23 Tage nach Aufgabe - landete der Brief wieder auf dem Schreibtisch des Absenders Dr. Lohmann in Hennef. Offen bleibt, wer die hohen Portokosten bezahlt hat.